Erweiterung des Naturwaldreservats Rohrachschlucht

In dem kleinen Ort Emsgritt im südlichen Landkreis Lindau, nur einen Kilometer von der Grenze nach Vorarlberg entfernt, wurde die Erweiterung des Naturwaldreservats „Rohrachschlucht“ um Grundstücke in der Größe von 4,6 ha gefeiert.

In der Rohrachschlucht wurde 2018 das erste Naturwaldreservat ausgewiesen, das in der Hand eines Naturschutzverbands, dem BUND Naturschutz, liegt. Gleichzeitig grenzt es aber auch an ein Naturwaldreservat auf Vorarlberger Seite an. Das ca. 17 ha große Naturwaldreservat ist Teil des 177 ha großen Naturschutzgebiets und FFH-Gebiets „Rohrachschlucht“. Das in weiten Teilen nur schwer zugängliche, zu 90% bewaldete Gebiet ist ein seltenes Beispiel einer unverbauten Bachschlucht mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Die schwere Zugänglichkeit der bis zu 200 m tiefen Bachtobel hat mit bis zu 70 Festmeter pro Hektar zu einem besonders hohen Anteil an Totholz geführt. Weitere besondere Merkmale des Gebiets sind der besondere Reichtum an totholzbewohnenden Käfern sowie an Pilzen und Flechten, das Vorkommen von sieben Spechtarten, der bayernweit besondere und hohe Reichtum an Eiben und die Vorkommen zahlreicher Orchideenarten wie des Frauenschuhs.

Die Regierung von Schwaben ist an der positiven Entwicklung der Rohrachschlucht erheblich beteiligt: Die Ausweisung als Naturschutzgebiet erfolgte durch die Regierung von Schwaben. Zusammen mit der Forstverwaltung wurde der Managementplan für das FFH-Gebiet erarbeitet. Die Mahd wertvoller Wiesen wird über Fördermittel der Regierung von Schwaben finanziert und der Erwerb der Grundstücke des BUND Naturschutz erfolgte ebenfalls über staatliche Fördermittel, die die Regierung von Schwaben verwaltet.

Der Einladung des BUND Naturschutz zur Erweiterung waren neben der Regierungspräsidentin Barbara Schretter zahlreiche Vertreter aus Ministerium, Landratsamt und Gemeinden sowie der Forstverwaltung gefolgt. Und auch die Vorarlberger Seite war vertreten.

„Bei der Ausweisung des Naturwaldreservates haben alle Akteure – Naturschutzverband, Grundeigentümer, Kommunen und Behörden – an einem Strang gezogen – und zwar alle in die gleiche Richtung“, betonte die Regierungspräsidentin Barbara Schretter in ihrem Grußwort. „Hier entstehen die Urwälder von morgen“ freute sie sich. Einen besonderen Dank ließ sie der Gebietsbetreuerin für den Bodensee, Isolde Miller, zukommen, die sich 22 Jahre lang für die Moore des Landkreises und die Tobel engagiert hat. Vor allem ihrer Ausdauer und Hartnäckigkeit sei die Ausweisung des Naturwaldreservats zu verdanken. Sie habe sich neben ihrem Engagement für die Tobelwälder mit ihrer reichen Artenvielfalt um seltene Arten wie das Bodensee-Vergissmeinnicht gekümmert, Konflikte am Bodensee erfolgreich moderiert und zahlreichen Familien und Schulklassen die stillen und verborgenen Geheimnisse der Moore des Landkreises nahegebracht.

Der Vorsitzende des BUND Naturschutz, Richard Mergner, betonte, dass der Verband mit der Ausweisung eines Naturwaldreservats auf eigenen Flächen auch für mehr Naturwälder in Bayern werben wolle. Dies solle dazu beitragen, die biologische Vielfalt der heimischen Wälder auf Dauer zu sichern.

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